Dieses Blog beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Gruppen, die sich auf nationalrevolutionäre, völkisch-nationalistische und oft antisemitische Traditionen der deutschen Jugendbewegung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts berufen.
Ein ganz anderer Aspekt der Geschichte dieser Jugendbewegung sind solche Gruppen, die sich nach 1933 Gleichschaltung und Nationalsozialismus aktiv oder passiv widersetzten. Die AutorInnen Doris Werheid und Jörg Seyffarth, die selbst der Jugendbewegungsszene entstammen, haben gemeinsam mit dem Initiator des Kölner Edelweisspiraten-Festivals, Jan Krauthäuser, in ihrem Buch „Gefährliche Lieder“ Zeitzeugenportraits damaliger unangepasster Jugendlicher gesammelt.
Neben den Portraits der Zeitzeugen, die damals illegal in Pfadfindergruppen, der „bündischen Jugend“ oder bei den Edelweiss-Piraten aktiv waren, haben die AutorInnen ihr besonderes Augenmerk auf das verbotene Liedgut dieser Gruppen gelegt. Die „Gefährlichkeit“ der im Buch dargestellten Lieder wurde diesen von Gestapo und Reichsjugendführung zugeschrieben. Gefährlich war es daher vor allem aber, sie zu singen…
Im Folgenden der Einladungstext der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu einer Buchvorstellung mit musikalischer Untermalung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir laden Sie herzlich zu einer Buchpräsentation ein
Doris Werheid / Jörg Seyffarth / Jan Krauthäuser
Gefährliche Lieder – Lieder und Geschichten der unangepassten Jugend im Rheinland 1933-1945
Donnerstag, 26. Mai 2011, 19 Uhr
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Stauffenbergstraße 13-14, 10785 Berlin,
Zweite Etage, Saal A
Doris Werheid und Jörg Seyffarth stellen im Gespräch mit Dr. Christine Müller-Botsch ihr neues Buch mit Liedbeispielen vor.
Ab 1933 wurden sämtliche Jugendgruppen und -verbände jenseits der Hitler-Jugend und viele ihrer Symbole und Lieder in Deutschland verboten. Junge Menschen, die sich dem widersetzten, wurden vom nationalsozialistischen Regime massiv beobachtet und verfolgt. Gleichwohl entstand, vor allem seit dem Ende der 1930er Jahre, eine mutige, unangepasste Jugendbewegung, die allein im Rheinland mehrere tausend Jugendliche umfasste. Welche Bedeutung Lieder und Lebensweisen mit jugendbewegten und bündischen Traditionen in diesen Gruppen hatten, ist Gegenstand der vorgestellten Publikation. Das Buch bietet mit seinen Liedern, biographischen Portraits und Fotografien insbesondere Jugendlichen heute einen Einblick in Lebensrealitäten von jungen Menschen und Jugendkulturen zwischen 1933 und 1945 und deren Möglichkeiten gegen das nationalsozialistische Regime aufzubegehren.
Doris Werheid und Jörg Seyffarth, beide selbst seit ihrer Jugend bündisch geprägt, berichten von ihren Zeitzeugen/Zeitzeuginnen-
Projekten, deren Ergebnisse in der vorliegenden Publikation dokumentiert sind. Der Band wurde herausgegeben vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln und ist 2010 im emons-Verlag erschienen (ISBN 978-3-89705-742-5, Klappenbroschur mit CD, 19,95 Euro).
Passend zum Gegenstand laden wir zu einer Veranstaltung ein, in der neben der Vorstellung von Fotografien und Lebensgeschichten die Möglichkeit besteht, jene „gefährlichen Lieder“ auf unmittelbare Weise kennen zu lernen.
Wir würden uns sehr freuen, Sie bei dieser Veranstaltung begrüßen zu dürfen.
Prof. Dr. Johannes Tuchel
Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Änderungen vorbehalten. Information unter Telefon 030 – 26 99 50 00