Eine Polemik: Diskussionsstrategien der Neuen Rechten

pinocchio_desktop_kleinMit der langjährigen Erfahrung aus zahllosen Diskussionen face-to-face und via E-Mail, Mailinglisten und in Online-Foren aus der Sicht eines fiktiven völkischen Akademikers aufgezeichnet von Erik „mullo“ Dürr, Deutsche Freischar.

Die 13 goldenen Regeln für den Umgang mit ‚Gutmenschen’, die mit dir über deine nationale Gesinnung, die völkischen Traditionen deines ‚Bundes’ oder deinen Umgang mit ausgewiesenen Rechtsextremisten diskutieren wollen:

1. Fordere „Beweise“ und „Belege“. Achte darauf, dich auf keinen Fall je festzulegen, was du als Beweis und Beleg akzeptierst. Bleibe vage. Werden Beweise und Belege vorgelegt, gehe nicht darauf ein, sondern fordere weitere Beweise, fordere mehr Beweise, fordere aktuellere Beweise, fordere andere Beweise. Kurz: Fordere, fordere, fordere! Danach:

2. Sei ungehemmt aggressiv. Wenn du den von dir geforderten Beweisen und Belegen nicht mehr ausweichen kannst, denunziere deren Vorlage als „Gesinnungsschnüffelei“, „Stasi 2.0“, „Spitzelei“ oder auch als „Gestapomethode“. Frechheit siegt. Höre dennoch nicht auf, weiter nach Beweisen zu rufen, sie mit aller Vehemenz einzufordern.

3. Wirf Nebelkerzen. Lenke so gut es geht vom Thema ab. Führe Gespensterdebatten. Bau Strohpuppen, auf die du demonstrativ eindreschen kannst. Scheue dich nicht davor, Vorwürfe an dich selbst frei zu erfinden, derer du dich dann theatralisch erwehren kannst.

4. Sei pathetisch. Verwende möglichst häufig Begriffe wie „Recht“, „Innere Wahrhaftigkeit“, „Aufrichtigkeit“, „Ehrlichkeit“ und „Meißner-Formel“. Denke daran, dass dies lediglich der Maßstab ist, an dem du andere misst und an den sich andere zu halten haben. Für dich selbst gilt das nicht. Wedle auch mit dem Grundgesetz. Dass das Grundgesetz niemandem vorschreibt, sich mit Radikalen und Extremisten wie dir abgeben zu müssen, muss ja keiner wissen. Es reicht so zu tun, als ob.

5. Sei Opfer. Bade in Selbstmitleid. Wenn Publikum da ist und du ein Mädchen bist: Breche in Tränen aus. Die bösen Kritiker wollen dir nur Übles. Inszeniere dich stets als verfolgte Unschuld. Im Zweifel hast du ‚von nichts gewusst’. Nichts davon, dass sich in deinem ‚Bund’ NPD-Leute wohl fühlen. Nichts davon, dass dein ‚Bund’ ein Ableger der neonazistischen Wiking-Jugend ist. Nichts davon, dass deine Freunde in Kluft an Nazi-Veranstaltungen teilnehmen oder Holocaust-Leugner zum Volkstanz einladen. Nichts gewusst zu haben, ist wichtig. Du-bist-Opfer!

6. Sei sensibel. Lege jedes Wort auf die Goldwaage – wenn es um dich geht. Sei schnell eingeschnappt, verbale Tiefschläge und Entgleisungen stehen nur dir und den deinen zu (denk daran: du bist Opfer!), nicht aber anderen. Tue gekränkt, wenn jemand in deiner Sprache mit dir spricht, verweigere ostentativ den weiteren Dialog (den du sowieso nicht führen wolltest).

7. Lüge, beleidige, diffamiere, verleumde. Scheue dich nicht davor, Kritiker, denen du nicht gewachsen bist – schon rein kopfmäßig – zu beleidigen und ihnen übel nachzureden. Diffamiere sie als „Linksextremist“, „Linksfaschist“, „SED-Symphatisant“, „Antifa-Aktivist“. Belege dafür brauchst du nicht, Belege sollen nur andere liefern (siehe 1 + 2).

8. Sei kreativ. Habe keine Hemmungen, Aussagen scheinbarer Autoritäten einfach frei zu erfinden. Beispiel: ‚Der Verfassungsschutz erklärt ausdrücklich, dass die ‚Neue Rechte’ zum demokratischen Spektrum gehört’. Das ist zwar Quatsch – das Gegenteil ist der Fall ­– aber wer wird sich schon die Mühe machen, das nachzuprüfen? Falls es doch jemand tut: ignoriere das, wenn möglich. Äußere dich nicht zu deiner Falschbehauptung, komme erst Recht nicht auf die Idee, dich zu entschuldigen (vgl. „Aufrichtigkeit“). Halte dich ein paar Tage zurück oder werde gleich ausfallend gegenüber der Person, die es gewagt hat, ihren eigenen Kopf zu benutzen und dich dadurch so schamlos bloß gestellt hat.

9. Zeige dich im Einzelfall gesprächsbereit: Biete ausgewählten Individuen öffentlich den privaten Dialog an – zu deinen Konditionen. Bestimme den Zeit und den Ort, biete „Einzelgespräche“, vermeide um jeden Preis die offene Auseinandersetzung. Führe Diskussionen möglichst nur dort, wo du dich im Kreis von Freunden, Gesinnungsgenossen und Unterstützern akzeptiert fühlst. Dein Ziel: Die bösen Feinde zu dem zu zwingen, was sie eben nicht wollen – sich mit dir an einen Tisch, an ein Feuer zu setzen.

10. Suche dir Verbündete. Es gibt zwei Erfolg versprechende Zielgruppen: Die Unpolitischen und die orientierungslosen Konservativen. Den Unpolitischen mache klar, dass du ganz harmlos bist und mit Politik gar nichts zu tun haben willst. Mache sie glauben, dass du auf ihrer Seite bist. Euch gemeinsam werden politische Themen nur von bösen Menschen aufgenötigt. Auch die orientierungslosen Konservativen gewinnst du, indem du dich als ihresgleichen inszenierst – harmlose, national denkende Menschen, die von ‚bösen Linken’ verfolgt werden. Aber pass’ auf: Nicht jeder Konservative ist orientierungslos. Rechne damit, gerade dort auf erbitterten Widerstand zu treffen. Orientierte Konservative darfst du niemals (!) als „Linke“ diffamieren, lege dich am besten einfach nie mit ihnen an.

Zum Abwürgen von Diskussionen besonders geeignet ist die unpolitische Klientel – das sind die, die sich auch über das schlechte Fernsehprogramm beschweren, aber den ‚Aus’-Schalter ihres Fernsehers nicht finden und seit Jahren kein Buch mehr gelesen haben. Weil das Prekariatsfernsehen dann doch zu spannend ist. Wenn genug von denen fordern, dass Diskussionen beendet werden, beugen sich vor allem Moderatoren von Internet-Foren nur zu gerne dem ‚Druck’.

11. Bleibe stets vage. Lege dich nie fest, außer im Opfer-Sein (siehe 5). Mögen die Fragen an dich auch noch so klar sein, antworte nie direkt. Wenn du nicht weiter weißt und alle anderen Methoden (1 – 10) versagen, antworte gar nicht. Versichere, dass du zwar bald antworten wirst, aber die nächsten Tage/Wochen/Monate/Jahre leiderleider gar keine Zeit hast. Halte ein paar Tage (keinesfalls länger) die Füße still und fange dann bei Punkt 1 wieder an.

12. ‚Die andan aba auch’. Erinnere dich an den Kindergarten: ‚Die andan aba auch’ ist total wichtig – es hilft dir zwar keinen Millimeter weiter, aber du fühlst dich damit besser. Wenn andere von dir Distanz zum Rechtsextremismus fordern, entgegne sofort ‚Und was ist mit den Linken?’ Achtung, das funktioniert nur mit ‚den Linken’ als Feindbild, nicht mit Scientology oder Marktradikalen oder sonstigen obskuren Gruppen. Bei denen wäre es zu offensichtlich, dass es derzeit keinerlei Unterwanderungsbemühungen bei den Jugendbünden gibt. Bei ‚den Linken’ auch nicht, aber das ist egal. Siehe auch 3.

13. Fang’ wieder bei 1 an. Wird schon keiner merken.

Bildnachweis:

http://www.disneywallpaper.net/r148.search.htm

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