Nachdem im vergangenen Jahr die Beteiligung von Gruppen und Einzelpersonen aus dem Milieu der rechten Jugendbünde zur Irritationen und Diskussionen geführt hatten, verlief der diesjährige Hamburger Singewettstreit ohne jegliche Beteiligung rechter Bünde.
Wie berichtet hatte es während und nach der Durchführung der Pfadfinder-Großveranstaltung zu mitunter kontroversen Diskussionen gekommen. Die Organisatoren des Hamburger Singewettstreits hatten erklärt, dass Gruppen aus dem völkisch-nationalistischen Milieu zwar unerwünscht seien, dass eine passive Teilnahme als Zuschauer aber nicht verboten werden könne. Von Auftritten oder dem Betreiben eines Marktstandes seien Mitglieder dieser Gruppen jedoch ausgeschlossen. Einige Gruppen aus dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) organisierten daher in diesem Jahr eine eigene Veranstaltung, um zu demonstrieren, dass sie auch mit der Zusallung zur „passiven Teilnahme“ nicht einverstanden sind.
Während diese Gruppen in Hamburg-Ottensen ein beschauliches aber schönes Fest feierten, fand der große Hamburger Singewettstreit im Audimax der Universität statt. Die Befürchtung, dass Mitglieder rechter Jugendbünde nach den Ereignissen des letzten Jahres nun vermehrt und demonstrativ ihr Recht auf passive Teilnahme wahrnehmen würden, erfüllte sich nicht. Nicht ein Mitglied dieser Gruppen ließ sich auf der Veranstaltung blicken.
Die Organisatoren hatten einige Wochen zuvor ihre Selbstdarstellung um eine Erklärung zu den rechten Jugendbünden erweitert. In dieser Erklärung wurde die Ablehnende Haltung gegenüber diesen Gruppen unterstrichen. Wörtlich heißt es:
Wir beobachten mit Sorge die Tendenz, dass sich aus dem rechtsextremen Spektrum Gruppierungen in die bündische Szene drängen, um auf diesem Wege soziale Akzeptanz zu erlangen. Von diesen Gruppen und deren Ansichten möchten wir uns ausdrücklich distanzieren, wir betrachten sie nicht als Teil der bündischen Szene. Auf dieser Veranstaltung verwehren wir deshalb solchen Gruppen eine aktive Teilnahme, wie zum Beispiel das Betreiben eines Marktstandes oder das Singen auf der Bühne. Wir können jedoch die politische Meinung eines jeden einzelnen Zuschauers nicht überprüfen und wollen dies auch nicht. Der Hamburger Singewettstreit war immer eine bunte, tolerante und überbündische Veranstaltung. Damit diese Atmosphäre auf dem Singewettstreit erhalten bleibt, erwarten wir von allen Anwesenden ein gewaltfreies und respektvolles Miteinander.
Diese Erklärung hing im Foyer des Audimax aus und wurde vor Beginn der Veranstaltung von einem Mitglied des Organisationsteams verlesen. Beeindruckenderweise wurde die ja recht kurze Erklärung zweimal von spontanem Beifall unterbrochen. So zeigte sich, dass in den Kreisen der etwa 1500 Zuschauer ein großes Bewußtsein für die Problematik besteht.
Dass es in diesem Jahr zu einer Parallelveranstaltung in Ottensen kam, an der auch Gruppen teilnahmen, die sich sonst erfolgreich in den musikalischen Wettbewerb einbrachten, wurde allseits bedauert. Jedoch zeigten sich auch alle beteiligten optimistisch, dass man im kommenden Jahr wieder eine gemeinsame Veranstaltung auf die Bühne bringen werde.
Der NDR berichtete über die Veranstaltung in einem detaillierten und ausgewogenen Artikel.