Gemeinschaft deutscher Frauen, NPD und ehemalige HDJ-Mitglieder beim „Tanzkreis Spreeathen“

Tanzfestbesucher Am vergangenen Samstag fand in einer Kleingartenkolonie in Berlin-Pankow das Sommerfest des „Tanzkreises Spreeathen e.V.“ statt. Vorsitzender dieses Vereins ist laut Vereinsregisterauszug Björn R., ein ehemaliges Bundesführungsmitglied des „Freibund – Bund Heimattreuer Jugend“.

Auf der Einladung fungierte der ehemalige Pankower Kreisvorsitzende der NPD, Ilja G., „im Namen des Vereins“ als Ansprechpartner.

Neben dem Steinmetz Ilja G. fand sich auch ein Mitglied der NPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf, Matthias Wichmann, auf dem „Sommerfest“ ein. Außerdem wurden verschiedene ehemalige Mitglieder der 2009 verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) erkannt.

Zu diesen gehörte der brandenburgische Landesbeauftragte der Jungen Nationaldemokraten (JN), Sebastian Richter. Richter ist darüber hinaus Mitglied im Bundesvorstand der JN.

Daneben fanden sich mehrere Mitglieder der ebenfalls der NPD nahe stehenden, jedoch unabhängigen „Gemeinschaft deutscher Frauen“ (GdF) zum Volkstanz ein. Die GdF ist die älteste existierende neonazistische Frauenorganisation.

Anwesende Pressevertreter wurden von einigen männlichen Sommerfestbesuchern bedroht, man werde uns „eine klatschen“, beziehungsweise „den Schädel einschlagen“, wenn wir Bilder machen würden. Ein Streifenwagen der Polizei war kurz zuvor abgefahren, so dass sich die Herren wieder sicher fühlten.

Der „Tanzkreis Spreeathen“ hatte zumindest in den Jahren 2006 und 2007 enge Verbindungen zum „Volkstanzkreis Zehlendorf“ geplegt. Dessen Jugendgruppe wurde seinerzeit von Heidrun K. geleitet, die dem antisemitischen „Bund für Deutsche Gotterkenntnis“, besser bekannt als „Ludendorffer“, zuzurechnen ist. In dem Ludendorffer-Verein „Arbeitskreis für Lebenskunde e.V.“ war K. in den achtziger Jahren die Vereinsvorsitzende. Gegenüber einem Besucher gaben sich 2008 mehrere Mitglieder des Volkstanzkreises Zehlendorf als Ludendorffer aus.

Volkstanzveranstaltungen zählen zu den beliebtesten Zusammenkünften im völkischen und extrem rechten Milieu. In der Vergangenheit kamen seit Jahren die Mitglieder rechter und rechtsextremer Jugendbünde beispielsweise auf dem „überbündischen Burgfest“ zusammen. Beim „überbündischen Volkstanzlehrgang“ den der Freibund jahrelang durchführte, waren neben Gästen aus der „Deutschen Gildenschaft“ und anderen bündischen Gruppen regelmässig auch Mitglieder der Wiking-Jugend-Abspaltung „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ zugegen. Ein führender Freibünder formulierte in der Freibund-Zeitschrift „Na Klar!“ auf die Frage nach der „Rolle des Volkstanzes als Teil unserer Kultur“:

Unsere Kultur zeichnet sich aus durch einen großen Reichtum vielfältiger Lebensformen und -gestaltungen. (Diese reiche Vielfalt wird einem oft erst richtig bewußt, wenn man länger im Ausland gelebt hat.) Leider werden auch bei uns, dank Ausmordung, Vertreibung, Umerziehung und deren Folgeerscheinungen, gewachsene Kulturformen durch primitivere verdrängt.

Hier wird deutlich, dass der Volkstanz, der von vielen Aussenstehenden anachronistisch aber harmlos empfunden wird, in völkischen Kreisen eine wichtige Rolle zum „Erhalt des Volkstums“ spielt. In der „Na Klar!“ findet sich ein Bericht vom 8. Ostwestfälischen Volkstanzball an dem Mitglieder des Freibundes im Jahr 2008 teilgenommen haben. In dem Artikel wurde den Freibündern nahe gelegt, auch im Jahr 2009 daran teilzunehmen. Doch 2009 musste der Volkstanzball ausfallen, da die unpolitischen Teilnehmer nachdem sie über den Hintergrund des langjährigen Artgemeinschaftsmitglieds und Organisators Gerd Rothe aufgeklärt wurden, ihre Zusage zur Teilnahme zurücknahmen.

Laut der Aussage von ehemaligen Teilnehmern und Tanzleitern waren die teilnehmenden Freibünder schon 2008 negativ durch ihren völkischen Kleidungsstil aufgefallen. Durch den engen Kontakt zwischen Freibund und Sturmvogel dürfte Rothe für den Freibund kein unbekannter gewesen sein. Schließlich gehörte er 1987 zum erweiterten Vorstand des Arbeitskreis Junge Familie149, aus dem heraus der Sturmvogel gegründet wurde. Nicht nur an solchen Tanzveranstaltungen nahm der Freibund in den vergangenen Jahren teil, sondern auch am Tanz- und Musikfest der nationalrevolutionären Zeitschrift „wir selbst“ im Oktober 2000. Diese Veranstaltung fand auf dem Gelände des mittlerweile verbotenen Vereins „Collegium Humanum“ in Vlotho statt, den Bundesinnenminister Schäuble als „Sammelbecken organisierter Holocaustleugner“ bezeichnete. Neben dem Freibund nahmen u.a. Die Birkler, der neonazistischen und NPD-nahe Liedermacher Sleipnir und die Rechtsrockband Carpe Diem teil.

Die Birkler waren eine Wander- und Singegruppe, die aus rund 10 – 15 Personen bestand. Zu dieser gehörte auch der spätere 1.Bundesführer des Freibundes Wolfgang B., die Tontechnik für die CD-Aufnahmen übernahm der Freibünder Bernd W..

Update 8.9. 2010:

Über das Sommerfest des „Tanzkreises Spreeathen“ berichtet neben dem Blick nach Rechts auch der Berliner Kurier.

Update 9.9. 2010

Hier gibt es die Printversion des Artikels (Berliner Kurier vom 8.September) in hoher Auflösung:

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