zur Lektüre: Die Deutsche Gildenschaft und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus

diss-logo Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) verweist auf seinem Weblog auf einen Artikel des DISS-Mitarbeiters Helmut Kellershohn, der bereits 2004 im Jahrbuch des Archivs der Deutschen Jugendbewegung erschien und nun auch online abrufbar ist.

Der Historiker und Theologe Kellershohn untersucht in dem Beitrag die Rolle führender Mitglieder der Deutschen Gildenschaft im Nationalsozialismus.

Nach einer einleitenden Beschreibung der Rolle der Gildenschaft „in einem Spannungsfeld unterschiedlicher ideologischer Strömungen (…), angefangen von der Alten und Neuen Rechten bis hin zu nationalkonservativen und nationalliberalen Strömungen in und außerhalb der politischen Parteien“, folgt ein historischer Rückblick auf die Gründungsjahre der Gildenschaft und die antirepublikanische Einstellung und Betätigung ihrer Mitglieder während der Zeit der Weimarer Republik.

Kellershohn beschreibt weiterhin das bis heute in der Gildenschaft lebendige Selbstverständnis als „Tat- und Erziehungsgemeinschaft“, das darauf abzielt, „einerseits einen Beitrag zur Reproduktion der Eliten in Deutschland zu leisten, andererseits aber in bestimmter Weise das Weltbild der zukünftigen Eliten ideologisch zu beeinflussen“. Ansatzpunkt sei dabei „das Verhältnis von ‚Elite‘ und ‚Volk‘, das im völkisch-nationalistischen Sinne definiert wird.“ Kellerhohn fasst dies so zusammen:

Es geht der DG daher nicht nur um die Rekrutierung von Führungskräften schlechthin, sondern wesentlich um die Bildung einer völkisch gesonnenen Elite, wobei sie sich den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen anpaßt.

Die Führungsaufgaben welche die völkischen-elitären Gildenschafter im Nationalsozialismus übernommen haben, legt Kellershohn im Kapitel „Gildenschaftliche Karrieremuster nach 1933“ anhand der Gruppen der „Volkstumsforscher“, der „Rassehygieniker“, der „völkischen Theologen“ und des sudetendeutschen „Kameradschaftsbundes“ um den Wegbereiter des Austrofaschismus, Othmar Spann, dar.

Kellershohn beschließt sein Fazit mit der These,

daß die Deutsche Gildenschaft unter den akademischen Korporationen und unter den Gruppierungen der Bündischen Jugend zu den Kräften zu rechnen ist, die sich am konsequentesten auf den Boden des Nationalsozialismus gestellt haben.

Eine spannende und faktenreich recherchierte historische Analyse der Rolle von Gildenschaftern im Nationalsozialismus. Wer die aktuellen Diskussionen über völkische und nationalistische Jugendbünde verfolgt, erhält hier ein Stück fundierter historischer Hintergrundinformation.

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