Meißnertreffen 2013: Rechte Bünde ausgeschlossen!

meissner01Vor wenigen Wochen fand im hessichen Hofgeismar ein Vorbereitungstreffen für ein großes Treffen jugendbewegter Bünde 2013 statt. Die teilnehmenden Vorstände und Bundesführungen der anwesenden Gruppen schlossen rechte Bünde mit großer Mehrheit von dieser Veranstaltung aus.


Beim so genannten Meißnerfest handelt es sich um ein mehrtägiges Zeltlager zu dem mehrere tausend Teilnehmer erwartet werden. Es ist das 100jährige Jubiläum eines Treffens lebensreformerischer und jugendbewegter Gruppen welches im Oktober 1913 auf dem nordhessischen Meißner stattfand und als so genannter “freideutscher Jugendtag” für viele Gruppen der Jugendbewegung bis heute eine traditionsstiftende Bedeutung hat.

Nach dem zweiten Weltkrieg fanden bereits größere und kleinere Jubiläumstreffen auf dem Nordhessischen Berg statt der seit dem Treffen 1913 den Namen Hoher Meißner trägt. Besonders hervorzuheben sind die großen Treffen zu runden Jahrestagen 1963 und 1988. Die Treffen auf dem Meißner dienten auch immer dazu, eine gemeinsame Erklärung, in der Art einer gesellschaftlichen Standortbestimmung abzugeben. Bei all diesen Treffen waren völkische Bünde mit unter den Teilnehmern vertreten. Von Beginn der Meißnertreffen an hat es auch Konflikte bezüglich solcher Gruppen und ihres Gedankengutes gegeben.

Der Philosoph Walter Benjamin erklärte schon auf dem Treffen 1913 dass erst wenn Chauvinismus und Antisemitismus keine Rolle mehr spielten, von einer wirklich freideutschen Jugend die Rede sein könnte.

In der viel beachteten Rede des Reformpädagogen Gustav Wynekens rief dieser die versammelten jungen Menschen auf, sich vom Nationalismus abzuwenden:

Soll es dahin kommen, dass man euch nur gewisse Worte zuzurufen braucht: Deutschland, national, um euren Beifall und Heilruf zu vernehmen? Soll von euch jeder zudringlicher Schwätzer den Zoll der Begeisterung eintreiben dürfen, weil er sich die richtige Phrasenuniform angezogen hat? Weil ich die leuchtenden Täler unseres Vaterlandes sehe, so kann ich nicht anders als wünschen: Möge nie der Tag erscheinen, wo des Krieges Horden sie durchtoben. Und möge auch nie der Tag erscheinen, wo wir gezwungen sind, den Krieg in die Täler eines fremden Volkes zu tragen.

Die Tatsache, dass kurz darauf der erste Weltkrieg ausbrach, in dem tausende kriegsfreiwillige „Feldwandervögel“ ums Leben kamen, trug mit dazu bei, dass sich das Meißnertreffen in das kollektive Gedächtnis der Jugendbünde eingeprägt hat.

Während beim letzten großen Treffen 1988 zwar völkische und teils nationalistisch eingestellte Bünde wie die „fahrenden Gesellen“ unbehelligt am Meißnertreffen teilnehmen konnten, so hatte man sich jedoch darauf verständigt, das offen rechtsextremistische Gruppen wie die Wiking-Jugend oder der Bund Heimattreuer Jugend (BHJ), der sich gerade den Namenszusatz Freibund gegeben hatte, von der Veranstaltung ausgeschlossen seien.

Als dann doch eine Gruppe des BHJ auf dem Lagerplatz auftauchte, sollte sie des Platzes verwiesen werden. Zeugen berichten, dass dies letzlich daran scheiterte, dass einer der Verantwortlichen die Gruppe unauffällig in seinem eigenen Zelt unterbrachte. Derselbe – heute über 90jährige – ehemalige Verantwortliche tritt heute nach wie vor für eine Akzeptanz gegenüber dem Freibund ein.

Im Hinblick auf das anstehende Meißnerlager 2013, zu dem wieder einige tausend junge Menschen erwartet werden, kam es bereits im Vorfeld zu heftigen Diskussionen um die Teilnahme völkischer und nationalistischer Jugendbünde. Eine Reihe von Bünden distanzierte sich von derartigen Gruppen (1, 2, 3, 4, 5).

Am 28. Februar fand nun die so genannte „Bundesführerversammlung“ statt, die neben anderen Gremien der Vorbereitung des Meißnerfestes dient. Insgesamt waren 35 Jugendbünde vertreten. Jeder Bund war bei der Abstimmung mit einer Stimme ausgestattet.

Zuvor wurde mit den anwesenden Vertetern von Fahrenden Gesellen, Deutschem Mädelwanderbund und der Deutschen Gildenschaft über die Kritik an ihren Gruppen diskutiert und ihnen die Möglichkeit gegeben, Stellung zu diesen Kritikpunkten zu nehmen.

Im Ergebnis der Abstimmung, wurden mit großer Mehrheit der Freibund – Bund heimattreuer Jugend, die Fahrenden Gesellen – Bund für Deutsches Leben und Wandern, der dazu gehörige Deutsche Mädelwanderbund, der Sturmvogel – Deutscher Jugendbund und die Deutsche Gildenschaft von den weiteren Vorbereitungen und der Teilnahme am Meißnerlager ausgeschlossen.

Die Gruppen der heutigen Jugendbewegung haben so die Möglichkeit geschaffen, sich nach ihrer mehr als 100jährigen Geschichte erstmals ohne ihren „völkischen Flügel“ auf dem Hohen Meißner zu treffen und ihren heutigen gesellschaftlichen Standort zu bestimmen.

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