Beräunertreffen 2013: Freibund räumt ab

2008 gab es kurz vor Beginn des so genannten Beräunertreffens auf Burg Ludwigstein großen Aufruhr: Auf der Liste der angemeldeten SängerInnen war plötzlich der Freibund – Bund heimattreuer Jugend aufgeführt. Es gab heftige Diskussionen in einschlägigen Internetforen. Am Vormittag des Treffens fand dann eine Diskussion im Archiv der Jugendbewegung statt. Geholfen hat es nichts: Seitdem nimmt der Freibund an den Beräunertreffen teil. So auch am vergangenen Wochenende. Eine Mädchengruppe erzielte gar den ersten Platz.

Die Burg Ludwigstein ist wohl der einzige Ort in Deutschland, an dem völkisch-nationalistische Jugendbünde wie der Freibund in dieser Form offen auftreten können. Üblicherweise werden die Lager, Fahrten und Treffen des Freibundes eher konspirativ vorbereitet. So werden etwa Orte von Treffen werden nicht in die Einladungen geschrieben, sondern nur mündlich mitgeteilt. Auf Burg Ludwigstein hat man es da bequemer: Hier gilt das Prinzip der „offenen Burg„.

Frei.Wild draußen – Freibund drinnen

Es ist geradezu sinnbildlich: In der Pop-Musikszene in Deutschland findet derzeit eine heiße Diskussion über die Südtiroler Rechtsrock-Band Frei.Wild statt. In den Texten der Band finden sich immer wieder völkisch-nationalistische Ideologeme. Nach einem rasanten Aufstieg in die Charts war die Band gemäß dem bisherigen Reglement aufgrund ihrer Plattenverkaufszahlen automatisch für den „Echo“ nominiert. Durch wiederholte und regelmäßige Berichterstattung in Fachmedien war mittlerweile bekannt geworden, wie die Band einzuschätzen ist. Zahlreiche andere Gruppen distanzierten sich und sagten -trotz Nominierung- ihre eigene Teilnahme an der Preisverleihung ab. Die Jury reagierte: Das Reglement wurde geändert, und Frei.Wild ist draußen.

So entschlossen sind leider viele Kritiker der „offenen Burg“ nicht. Anders als auf Rock-Konzerten macht es ja auch unter bestimmten Umständen Sinn, vor Ort dem eigenen Unmut Ausdruck zu verleihen. So hatten in diesem Jahr Besucher des Beräunertreffens Aufkleber angefertigt, die an dem Wochenende verteilt und von Besuchern an der Kleidung getragen wurden. Der Sticker zeigt das schwarze Zelt der Pfadfinder und Wandervögel, die Kohte und den Slogan: „Kein Platz in unsren Kohten – für völkische Idioten“. Eine begrüßenswerte Initiative, zumal in der Vergangenheit immer wieder versucht wurde, die Gesamtheit der Besucher des Festes ein Einverständnis zum rechtsoffenen Kurs auf Burg Ludwigstein zu unterstellen. Das geht nun nicht mehr so leicht.

„Rassistisch/rechtsextremistisch“ und tief im Milieu der Neuen Rechten

Von Seiten der Verantwortlichen der Burg Ludwigstein heißt es, Gruppen würden nur von Veranstaltungen ausgeschlossen, wenn sie vom Verfassungsschutz (!) öffentlich als extremistisch bezeichnet würden. Unabhängige Informationen über Verstrickungen in die extrem Rechte, in das Milieu der Neuen Rechten und über verschiedene, vielsagende Einschätzungen mehrerer Sicherheitsbehörden sind offenbar nicht geeignet, ein Umdenken der Burgverantwortlichen herbei zu führen.

Die Tatsache, dass die Veranstaltungen der Burg Ludwigstein durch die öffentliche Hand gefördert werden, scheint die MacherInnen in ihrer Haltung nur zu bestätigen.

Dabei wurde erst im Oktober bekannt, dass der Freibund auf einer rechten Messe mit einem eigenen Stand vertreten war, die im rbb als „Gipfeltreffen der rechten Eliten“ bezeichnet wurde. Neben dem Freibund selbst war auch das Internetportal „Blaue Narzisse“ des Freibünders Felix Menzel maßgeblich an der Ausrichtung des Treffens beteiligt. Anlass des so genannten „Zwischentages“ war das Erscheinen der fünfzigsten Ausgabe der Zeitschrift „Sezession“, herausgegeben vom Institut für Staatspolitik. In dieser Zeitschrift hatte Menzel einst seine Strategie dargelegt, durch das Engagement in Gruppen der bündischen Jugend an einer „rechten Milieubildung“ teilhaben zu wollen.

Aber wieso sollte so etwas die Leute auf Burg Ludwigstein veranlassen, einmal wirklich kritisch nach zu fragen? Mit dem jetzigen Archivkurator Sven Reiß ist immerhin ein Nachfolger des im obigen Interview gezeigten Götz Kubitschek im Amt des „Aktivensprechers“ der Deutschen Gildenschaft auf der Burg Ludwigstein in Amt und Würden.

Immerhin schient es in diesem Jahr nicht zu vergleichbaren Exzessen wie 2012 gekommen zu sein. Ein junger Gruppenleiter erstattete nach dem Treffen Anzeige gegen Unbekannt. Ein Besucher des Treffen hatte ihn beschimpft, „früher hätte man Leute wie ihn vergast“.

 

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